Massive Beteiligung am ersten Streiktag bei Avnet/Tria Nach 91,5 Prozent für Streik in der Urabstimmung: Starke Beteiligung am ersten Streiktag

200 Euro Streikbruchprämie pro Tag beeindrucken niemanden.

16. Juli 2025 16. Juli 2025


Fröhliche Entschlossenheit ringsum. Heute haben über 80 Beschäftigte sich am Streik bei Avnet/Tria in Eschbach beteiligt. Alle wissen: das Management fährt eine harte Linie gegen ihre Tarifforderungen. Und sie nehmen den Kampf an. Mit einem Demonstrationszug durch den Gewerbepark Breisgau und Zwischenkundgebungen vor den Betrieben PI micos und Cewe haben die Beschäftigten ihre Forderung unterstrichen, die Tarifbindung in der Avnet Integrated Solutions GmbH und der Tria Technologies GmbH wiederherzustellen.

 

Die Geschäftsleitung hat gestern Nachmittag eine Streikbruchprämie in Höhe von 200 Euro pro Tag pro Person ausgelobt. 

Allein damit zeigt sie aus Sicht der IG Metall, dass sie selbst sieht, dass den Beschäftigten die Streikziele sehr wichtig sind. „Während das Unternehmen gerade an vielen Stellen spart, ist dafür offenbar Geld da. Die allermeisten Beschäftigten empfinden den Versuch als kränkend oder sogar beleidigend, ihnen ihr solidarisches Engagement mit einer Streikbrecherprämie abzukaufen. ‚Wie tief kann die Geschäftsführung sinken‘, kommentierte ein Redner die Prämie.“, berichtet Norbert Göbelsmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Freiburg.

 

Die Geschäftsleitung hatte am Nachmittag vor dem Streik mehrere E-Mails versandt: den Beschäftigten der (bereits wieder tarifgebundenen) Tria Systems und Avnet Integrated Solutions IC hat sie mit dem möglichen Verlust ihrer Arbeitsplätze gedroht. 

Den Beschäftigten der (derzeit tariflosen) Tria Technologies und Avnet Integrated Solutions wollte sie verbieten, in Abwesenheitsassistenten auf den Streik hinzuweisen, und drohte ihnen ebenfalls arbeitsrechtliche Konsequenzen für einen ehrlichen Abwesenheitsassistenten an. Gleichzeitig forderte sie von ihnen, sie müssten sich, wenn sie mobil arbeiten, melden und genau mitteilen, wann sie gestreikt haben, sonst könnte das als Arbeitszeitbetrug gewertet werden.

 

Außerdem haben Führungskräfte zusätzlichen Druck auf Beschäftigte ausgeübt, sich konform und den Wünschen der Geschäftsführung entsprechend zu verhalten, und dabei in mehreren Fällen Angst um den eigenen Arbeitsplatz oder die Leistungsbeurteilung geschürt.

 

Die Demonstration zog um den Betrieb Tria und Avnet herum. In der Abschlusskundgebung erklärte eine Reihe von Gästen aus anderen umliegenden Betrieben ihre Solidarität und forderte die Beschäftigten auf, an ihren Zielen festzuhalten. Die Beschäftigten der Avnet Integrated Solutions IC und der Tria Systems, die ihre Tarifbindung bereits zurückgewonnen haben, nahmen zu großen Teilen in einem Solidaritätswarnstreik ebenfalls an der Kundgebung teil. Eine Kollegin der Tria Systems ging ans Mikrofon und feuerte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an: „Wir unterstützen euch voll und ganz, das ist unser gemeinsamer Kampf, und lasst nicht locker und fechtet das bis zum Ende aus!“

 

Die Streikversammlung hat sich in 6 Teams organisiert, in denen alle Aufgaben der Streikorganisation auf mehrere Schultern verteilt wurden. So sind sie auch organisatorisch in der Lage, den Streik über eine lange Zeit kraftvoll zu tragen, falls das Unternehmen versuchen sollte, den Tarifbruch halsstarrig und ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen.

 

Thomas Staudinger, der führende Vertreter des Unternehmens in dem Tarifkonflikt, und sein Management-Team hatten in einer Verhandlungsrunde am 3. Juli und in den Tagen danach Interesse daran gezeigt, wie man innerhalb des Tarifvertrags wirtschaftliche Probleme lösen kann. Herr Staudinger wollte Gespräche mit Geschäftsführern vermittelt bekommen, die eigene frische Erfahrungen mit abweichenden Tarifverträgen in Konzernstrukturen haben. Die IG Metall hat ihm diese Gespräche vermittelt und er selbst hatte danach keine offenen Fragen mehr. Trotzdem hat er am 11. Juli erklärt, dass Avnet/Tria mittelfristig und langfristig lieber außerhalb des Tarifs sein will. Auch auf Nachfrage wollte er keine konkretere Begründung als diese angeben.

 

Am 14. Juli haben die Mitglieder der IG Metall bei Tria Technologies und Avnet Integrated Solutions in einer Urabstimmung mit 91,5 Prozent Zustimmung den unbefristeten Streik zur Durchsetzung ihrer Forderungen beschlossen. 

 

Auch nach dieser deutlichen Botschaft aus der Belegschaft hat Herr Staudinger ein erneutes Verhandlungsangebot der IG Metall abgelehnt.

 

„Wir fordern die Geschäftsführung nochmals auf, die Probleme gemeinsam mit ihren Beschäftigten zu lösen. Eine Lösung ist möglich. Die Mitglieder sind kompromissfähig. Nur ohne jeden klaren Grund den Tarif aufgeben – das werden sie nicht tun“, so Norbert Göbelsmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Freiburg.

 

Der Konzern hatte zunächst allen Beschäftigten in Eschbach den Verlust ihrer Tarifbindung durch eine Umfirmierung der Avnet in Eschbach in 4 neue Gesellschaften angekündigt. Nach Aktionen der Belegschaft haben die beiden Produktionsgesellschaften Tria Systems GmbH und Avnet Integrated Solutions IC GmbH die Tarifbindung zurückbekommen. Die Tria Technologies GmbH und die Avnet Integrated Solutions GmbH haben ihre Tarifbindung allerdings im Februar und März verloren und bisher nicht zurückbekommen.

In der Tria Technologies sind ca. 120 beschäftigt, in der Avnet Integrated Solutions 23.